Mit dem exploratorium berlin freuen wir uns, den diesjährigen Monat der zeitgenössischen Musik mit zwei besonderen Höhepunkten zu beschließen: Die Pianistinnen Kaja Draksler und Eve Risser zelebrieren ihre Instrumente mit Hingabe und Neugier und entfesseln an zwei Flügeln eine Klangsprache voller Entdeckungsfreude. Fred Frith, Ikone der freien Musik, vereint seine Kräfte mit den Meisterimprovisatorinnen Lotte Anker und Núria Andorrà im neuen Trio Frelonia – einem kongenialen Ensemble, das ungeahnte musikalische Energien kanalisiert.
Die Performance von Kaja Draksler und Eve Risser ist ein seltenes Zusammentreffen zweier der profiliertesten und abenteuerlustigsten Pianistinnen Europas. To Pianos ist sowohl Hommage als auch Erkundung des Instruments. Im direkten Nebeneinander an zwei Flügeln erschließen sie neue klangliche Territorien – mittels präparierter Spieltechniken, innerpianistischer Interventionen und dialogischer Interaktion – und errichten eine lebendige Architektur aus Resonanz, Klangfarbe, Raum und Stille. Das Ergebnis ist Musik von außergewöhnlicher Subtilität und Intensität: zugleich mikroskopisch und weitläufig, strukturiert und spielerisch, zutiefst menschlich und überraschend mechanisch. Dabei bleiben ihre individuellen Stimmen stets präsent – eingebettet in einen geteilten, selbstlosen Klangraum.
Kaja Draksler (Slowenien) ist Pianistin und Komponistin an der Schnittstelle von Jazz, Neuer Musik und freier Improvisation. Nach Studien in Groningen (Jazzklavier) und Amsterdam (Komposition) entwickelte sie sich zu einer prägenden Stimme der europäischen Improvisationsszene. Sie leitet Ensembles wie ihr Amsterdamer Oktett oder das Trio Punkt.Vrt.Plastik und arbeitet mit Musiker*innen wie Terrie Ex, Susana Santos Silva und Szymon Gąsiorek. Draksler verbindet unter dem starken Einfluss von Cecil Taylor folkloristische Resonanzen, erweiterte Techniken und formale Klarheit. Eve Risser (Frankreich) ist Komponistin, Improvisatorin und Pianistin. Ihre perkussive, poetische Spielweise bewegt sich zwischen Free Jazz, experimentellen Spieltechniken und performativer Transformation. Nach Studien in Colmar, Straßburg und Paris war sie Mitglied des Orchestre National de Jazz (2008–13) und gründete u. a. Donkey Monkey, En Corps sowie das White/Red Desert Orchestra. Ihre künstlerische Sprache ist durchdrungen von Naturbeobachtung, körperlicher Präsenz, kollektiver Praxis und feministischem Bewusstsein.
Nach ihren gefeierten Duo-Aufnahmen (Edge of the Light mit Lotte Anker und Dancing Like Dust mit Núria Andorrà) bringt Fred Frith diese musikalischen Partnerschaften in Frelonia zusammen – einem elektrisierenden Trio von herausragenden Improvisator*innen. Hier treffen drei starke klangliche Persönlichkeiten aufeinander, um flüchtige Texturen, plötzliche Konvergenzen und unwiederholbare Klangmomente zu erschaffen. Unvorhersehbare Energie, radikale Aufmerksamkeit und gemeinsame Risikobereitschaft zeichnen diese Formation aus.
Fred Frith (UK/US) ist ein Pionier der erweiterten elektrischen Gitarre und seit den späten 1960er Jahren eine Schlüsselfigur der experimentellen Musik. Seine Arbeit reicht von Henry Cow, Art Bears, Skeleton Crew und Massacre bis hin zu Kompositionen für Streichquartett, Orchester, Film und interdisziplinäre Projekte. Zu seinen Soundtracks zählen u. a. Rivers and Tides, The Tango Lesson und der Oscar-nominierte Last Day of Freedom. Lotte Anker (Dänemark) ist Saxophonistin und Komponistin an der Schnittstelle von freier Improvisation, experimentellem Jazz und zeitgenössischer Musik. Ihre Arbeit kreist um das Verhältnis von Struktur und Spontaneität, Klang und Stille. Sie spielt in langjährigen Formationen u. a. mit Craig Taborn, Gerald Cleaver, Ute Wassermann und Andrea Parkins und leitet Ensembles wie What River oder Electric Habitat. Internationale Konzert- und Lehrtätigkeit führen sie regelmäßig durch Europa, Asien, Afrika und Nordamerika. Núria Andorrà (Katalonien/Spanien) ist Perkussionistin, Improvisatorin und Komponistin, die ihre klassische Ausbildung mit einem interdisziplinären, körperlich-assoziativen Performance-Ansatz verbindet. Sie arbeitete u. a. mit Fred Frith, Joëlle Léandre, Michel Doneda und zahlreichen Tänzer*innen und Choreograph*innen. Als Dozentin für Improvisation und Schlagwerk in Barcelona gestaltet sie Projekte, die Musik, Bewegung und Bild auf vielschichtige Weise verweben.
19:00: soundwalk mit Thomas Gerwin
Abschlusskonzert »Monat der zeitgenössischen Musik«
Das Konzert ist Teil des Monats der zeitgenössischen Musik Berlin.
https://www.field-notes.berlin/
