„Improvisieren(d) lernen unterscheidet sich insofern ganz grundsätzlich von vielen anderen Arten des Lernens, als der Lerngegenstand – die Improvisation – ergebnisoffen ist. Es gibt keinen verbindlichen Wissenskanon und kein verbindliches Handwerk, der beziehungsweise das die Fähigkeit gewährleisten könnte, in selbstbestimmter Weise Eigenes zu schaffen, also kreativ zu sein. Der Schlüssel zum Lernen ist hier die Suchbewegung, die sowohl Weg als auch Ziel des Lernprozesses ist.“ (Matthias Schwabe)
Der Name ist Programm: Im exploratorium geht es ganz entscheidend um das Erkunden, um die eigene Entdeckungsreise ins Land der Klänge und der Möglichkeiten des gemeinsamen Spiels. Für den Gründer und Leiter des exploratorium Matthias Schwabe lag im Spiel schon immer eine besondere Faszination, eine Quelle der Kreativität schlechthin. Schon einige Jahre vor der Gründung des exploratorium konstatierte er, mit dem Spiel „den Schlüssel für ein ganz grundlegendes menschliches Potential vor sich zu haben, das nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene von entscheidender Bedeutung ist.“ Als einen ganz wesentlichen Faktor am Spielen begriff er stets die darin enthaltene Lust an experimenteller Welterforschung.
Mit dem exploratorium berlin schuf er vor 20 Jahren einen Raum für Improvisation, in dem genau diese Momente – Erkundung, Spiel und Experiment – als Ausgangspunkte angenommen wurden, um einen Weg zur künstlerischen Kreativität für alle zu ebnen.
Um die theoretischen Ansätze des exploratorium sowie um die praktische Umsetzung der korrespondierenden Ideen kreist das von Mathias Maschat moderierte Gespräch, mit welchem das 20-jährige Jubiläum eingeleitet wird. Neben Matthias Schwabe sind die beiden Musikpädagogik-Professorinnen Jule Greiner und Constaze Rora geladen, die beide ihre originäre Expertise zu den musikpädagogischen Ansätzen (nicht nur) des exploratorium mitbringen und die Vermittlung künstlerischer Kreativität in ein größeres Bild einordnen.
Der kreative, vielfältige und auch improvisatorische Umgang mit Musik, das Spiel mit Stimme, Bewegung und Instrumenten und die Verbindung von Musik mit anderen Künsten sind wichtige Inhalte der Arbeit von Jule Greiner. Von 1982 bis 2002 war sie als Musikpädagogin im Elementarbereich an der Musikschule Kreuzberg tätig. Mehr als 20 Jahre war sie Dozentin für Elementare Musikpädagogik (EMP) an der Universität der Künste in Berlin. 2002 bekam sie eine Professur für EMP und lehrte bis 2024 an der Hochschule Osnabrück. Seit vielen Jahren ist sie als Dozentin in der Fort- und Weiterbildung für Lehrer*innen und Erzieher*innen tätig. Seit 2013 gestaltet sie mit Isabel Stegner und Musiker*innen des Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin die Konzertreihe Rapauke macht Musik für Kinder von 3–6 Jahren.
Die Fachgebiete von Constanze Rora liegen entscheidend in der ästhetischen Bildung im musikalischen Gestaltungsspiel ebenso wie in der ästhetischen Erfahrung in der Kindheit. Sie war nach einigen Jahren als Studienrätin von 1995 bis 2005 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ästhetische Erziehung der Universität der Künste Berlin. Von 2005 bis 2009 war sie Universitätsprofessorin am Lehrstuhl für Musikpädagogik und -didaktik an der Universität Leipzig; seit 2009 ist sie Professorin für Musikpädagogik und -didaktik an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig.