Die Ursprünge des exploratorium gründen in der musikalischen Improvisation. Von Anfang an lag der Fokus mit verschiedenen performativen Ansätzen jedoch ebenso auf Interdisziplinarität und Begegnungen der Künste.
Was geschieht in improvisierten Begegnungen der Künste? Welche künstlerischen Verhältnisse entstehen dabei? Diesen Fragen geht der Saxofonist und Autor Simon Rose in seinem neuen Buch Relational Improvisation: Music, Dance and Contemporary Art (Routledge, 2024) nach. Das besondere an dem Buch ist, dass Simon Rose zehn der zwölf Kapitel mit Musiker*innen, Tänzer*innen und bildenden Künstler*innen mit unterschiedlichen Hintergründen verfasst hat, die alle aktiv mit ihm zusammenarbeiten. Ausgangspunkt ist dementsprechend ein Ansatz, bei dem die gelebte Erfahrung im Vordergrund steht und der den Wert von Kollaboration widerspiegelt. Dabei untersucht das Buch – aufbauend auf der wachsenden Forschung im Bereich der Improvisation – die zeitgenössische transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen improvisierter Musik und anderen Bereichen und bietet Einblicke in die Arbeit und das Denken einer Vielzahl von Künstler*innen.
Unter den Co-Autor*innen finden sich auch der Tänzer Ingo Reulecke und die Bildende Künstlerin Julie Myers, die die Buchvorstellung und das Gespräch dazu mit einer gemeinsamen Performance mit Simon Rose einleiten. In einem von Mathias Maschat moderierten Panel sprechen alle Beteiligten über die Performance, über ihre jeweiligen Buchbeiträge sowie über einige Thesen der Neuveröffentlichung überhaupt.
Der von Simon Rose und seinen Co-Autorinnen vertretene relationale Ansatz ermöglicht es, den Umfang und die vielen Ebenen von Improvisation umfassend in den Blick zu nehmen. Unter Berücksichtigung der Beziehungen von Improvisation zu Emotionen, Raum, Verkörperung und Philosophie zeigt sich, wie Improvisation, Zusammenarbeit und transdisziplinäre künstlerische Praktiken zusammenwirken, um neue kreative Möglichkeiten zu schaffen.
Simon Rose ist Saxofonist und Autor aus London, der in Berlin lebt. Sein Forschungsinteresse gilt kreativen Prozessen, Interdisziplinarität und Improvisation. Roses Veröffentlichungen behandeln Themen der Improvisation in den Bereichen Musik, Bildung, Tanz, Kunst als soziale Praxis, Organisation, Recht, Emotion und Performance. Seine Dissertation aus dem Jahr 2013 wurde 2017 unter dem Titel The lived experience of improvisation: In music, learning and life (Intellect) veröffentlicht. Rose ist ein aktiver Baritonsaxophonist mit einem grundsätzlichen Interesse Open Form-Improvisation. Er tritt regelmäßig in verschiedenen musikalischen Kollaborationen sowie als Solist auf und arbeitet zunehmend in interdisziplinären künstlerischen Konstellationen mit Tänzern, bildenden Künstlern und anderen.
Julie Myersʼ Arbeit besteht in Reaktionen auf Menschen und Orte; sie interessiert sich dafür, wie Menschen ihrer Umwelt durch Erinnerungen, persönliche Erfahrungen und die Darstellung von Geschichten einen Sinn geben. Ihre Arbeit umfasst Film, Ton, Fotografie, Installation und digitale Technologie. Sie ist Dozentin für Bildende Kunst an der Kingston University, UK.
Ingo Reulecke studierte nach einer Tanzausbildung Choreografie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Berlin. Seit 2005 ist er Professor für Choreografie am Hochschulübergreifenden Zentrum für Tanz (HZT), Berlin, dessen Leitung er von 2006 bis 2012 inne hatte. Er tritt häufig mit Musiker*innen und anderen Künstler*innen auf.