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Denkraum: Symposien

Symposium: Sinn und Präsenz in Improvisation

© Peter Gannushkin (links), exploratorium berlin (mitte), Christian Grüny (rechts)

Ort: exploratorium berlin, Saal

6. Symposium am exploratorium berlin
Eine Veranstaltung des DENKRAUM IMPROVISATION

Keynotes:
Christian Grüny: Diagrammatische Improvisation und der Sinn des Heterogenen
Nicola L. Hein: Das Paradigma der Präsenz und Modi der Temporalität in den Critical Improvisation Studies
Mathias Maschat: Präsenz als improvisationsästhetische Kategorie

Weitere Beiträge:
Christoph Baumann, Jean Beers, Carl Bergström-Nielsen, Corinna Eikmeier, Reinhard Gagel, Thomas Gerwin, Jin Hyun Kim, Doris Kösterke, Urban Mäder, Mattin, Annemarie Michel, Alex Nowitz, Nina Polaschegg, Ursel Schlicht, Wolfgang Schliemann, Sabine Vogel und Andrew Wass

***DOWNLOAD SYMPOSIUMS-PROGRAMM Stand 4. August 2021***

***DOWNLOAD SYMPOSIUMS-ABSTRACTS Stand 4. August 2021***

Der DENKRAUM IMPROVISATION veranstaltet vom 13.–15. August 2021 das Symposium Sinn und Präsenz in Improvisation. Hierbei stehen die Begriffe Sinn und Präsenz als jeweils eigenständige Entitäten, als gegenläufige Momente ebenso wie als ineinander fallende und sich ergänzende ästhetische Kategorien im Zentrum.

Ob und inwiefern Klang ein Träger von Sinn sein kann oder Klang Sinn repräsentieren, war historisch betrachtet Gegenstand zahlreicher musikästhetischer Überlegungen und Auseinandersetzungen. Die Frage danach kulminierte beispielsweise im Streit zwischen Programmmusik und absoluter Musik oder in der Einforderung eines abstrakten Hörens konkreter Klänge in der musique concrète. Vor jeder Zuschreibung von Sinn ist Klang jedoch zunächst einmal da, gegenwärtig, unmittelbar und phänomenal. Lässt man die Verortung jedweder Musik in kulturellen Kontexten für einen Moment beiseite, ist die Kategorie der Präsenz zweifelsohne ganz allgemein ein starkes Moment musikalischer Erfahrung. Hieran anschließend stellt sich die Frage, inwiefern Sinn und Präsenz im Zusammenhang mit Improvisation bzw. improvisierter Musik als eigenständige Kategorien behandelt werden können, inwiefern sie als sich ausschließende Gegensätze verhandelt werden müssen oder im Gegenteil dazu als notwendigerweise zusammengehörige Aspekte des Improvisierens oder des Improvisation Rezipierens.

Sowohl Sinn als auch Präsenz sind mehrdeutige und in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedlich verwendete Begriffe. So steht Sinn einerseits in semantischer, semiotischer oder symbolischer Lesart für die referenzielle Bedeutung von Sprache und Zeichen. Andererseits umfasst Sinn den Zweck, das Ziel, die Absicht, die Erfüllung oder die höhere Bestimmung eines Tuns. Präsenz kann sich auf eine Anwesenheit und Gegenwart sowohl im Zeitlichen als auch im Räumlichen beziehen. Der Begriff funktioniert als Beschreibung eines Charakteristikums einer rein phänomenalen Welt, quasi als Verweis auf die Annahme eines Nicht-Repräsentationalen. Außerdem kann Präsenz sich auf ein Auratisches oder auf Ausstrahlung beziehen.

Der Fokus des Symposiums auf das Begriffspaar in seiner Kombination rührt von der philosophisch eingeführten, teils auch kritisierten Gegenüberstellung von Sinn und Präsenz als getrennten oder zumindest spannungsreichen Sphären von Welterfahrung und ‑deutung. Präsenz öffnet in eben jenen Erörterungen die Tore in eine Welt unmittelbarer Erfahrung, in eine Welt hinter oder neben dem durch Interpretation und Hermeneutik Ergründbaren – jenseits konkret sinnhafter Inhalte. Im Hinblick auf Improvisation können sicherlich alle genannten Bedeutungshorizonte relevante Blickwinkel ausleuchten. Insgesamt erscheint aber das Moment von Präsenzerfahrung in einer überwiegend abstrakten Kunstform wie der zeitgenössischen Improvisation gegenüber einer Sinnvermittlung und ‑entschlüsselung als vorrangig. Was geschieht jedoch in anderen Formen der Improvisation, die mit bestimmten musikalischen Strukturen und Konventionen konkrete Inhalte verbinden? Was geschieht in zeitgenössischer Improvisation, wenn Elemente des Sprachlichen integriert werden? Oder wenn frei improvisierte Stücke im Nachhinein mit Titeln versehen werden? Was geschieht, wenn improvisierte Musik interdisziplinär mit anderen Kunstformen kombiniert wird und dabei abstrakte Klänge mit konkreteren künstlerischen Ausdrucksformen in Beziehung treten? Was ist mit dem Verweischarakter von Kunst oder mit Ebenen der Intertextualität?

Während Präsenz in seiner ganzen Bandbreite befragt werden soll, steht in Bezug auf Sinn in erster Linie die Frage nach Elementen klar referentieller Bedeutung im Vordergrund. Weiterführend kann jedoch auch die Konstitution von Sinn als eine erfüllende Sinnhaftigkeit improvisatorischen Tuns befragt und beschrieben werden.

Das Symposium beginnt am Freitag-Abend (13. August) um 20 Uhr mit der Performance Aspect Seeing – An Artistic Re-Reading von Nicola L. Hein (Gitarre, Elektronik), Christian Grüny (Text, Philosophie), Simon Rose (Baritonsaxofon), Claudia Schmitz (Bewegtbild auf Skulptur) und Maria Colusi (Tanz). Sie findet im Rahmen der Sound & Lecture-Reihe des exploratorium berlin statt, die Aufführungen mit von Mathias Maschat moderierten KünstlerInnengesprächen verbindet.

Call for Papers

»Sinn und Präsenz in Improvisation«, Leitartikel von Mathias Maschat für field notes Magazin #20 – Zeitgenössische Musik und Jazz in Berlin, Januar/Februar 2021, S. 2–4 sowie hier auf der field notes-Diskurs-Seite.

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