In einer Gruppe improvisieren bedeutet, jederzeit selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Alle am Geschehen Beteiligte haben ihre je eigenen, aus Erfahrung gewachsenen Spielregeln – meist unbewusst, aber auch ganz bewusst genutzt – um in dem entstehenden Stück Musik einen individuellen Anteil zum Gelingen beizutragen. Anders ausgedrückt: Form und Struktur einer Freien Improvisation ergeben sich prozesshaft aus der Verbindung einzelner Stimmen, die verborgenen Regeln zu folgen scheinen – doch welche sind diese?
Bezugnehmend auf die ‚Gebote der Anarchie‘ von Doris Kösterke (zu finden auf der Seite von Carl Bergström-Nielsen (https://intuitivemusic.dk/iima/dk.htm) soll exemplarisch-praktisch und diskursiv der Frage gefolgt werden, auf welche Weise der Umgang mit Regeln – ob als lose Verabredung, verbindliche Festlegung oder zu überwindende Hürde – unbegrenzte musikalische Freiheit in sozialer Übereinkunft erschlossen werden kann.