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Bühne: Improvisation International

Tian

© top from le to ri: Pierre Pallez, Niclas Weber; bottom from le to ri: Erika Enders, Gino Dambrowski, Michel Jublou

Ort: exploratorium berlin, Saal

Konzertreihe Improvisation International

Judith Wegmann (CH): Klavier
Burkhard Schlothauer (DE): Geige, Bratsche
Angelika Sheridan (DE): Flöte
Julien Pontvianne (FR): Klarinette, Tenorsaxofon
Ulrich Phillipp (DE): Kontrabass

Tian bringt fünf Musiker*innen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz zusammen, die eine Affinität zur Stille, zur Langsamkeit und zum intensiven Aushören von Klängen teilen. Sie bedienen sich traditioneller und experimenteller instrumentaler Spielweisen und verzichten zu Gunsten einer gemeinschaftlichen Klanglichkeit auf solistische Gesten. Es entsteht eine kollektive Musik asketischer Sinnlichkeit.

Judith Wegmann begann im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspiel. Sie studierte an der Jazz Schule Luzern und an der Swiss Jazz School Bern. Danach absolvierte sie das klassische Musikstudium in Luzern und Neuchâtel. Sie besuchte Meisterklassen in der Schweiz, Frankreich und Österreich. 2014 beendete sie einen weiteren Masterstudiengang bei den Professoren Fred Frith und Alfred Zimmerlin an der Hochschule für Musik in Basel. In dieser Zeit setzte sie sich neben der freien Improvisation auch intensiv mit der Neuen Musik auseinander. In den letzten Jahren beschäftigt sich die Pianistin künstlerisch intensiv mit dem Thema Zeit. Ebenso befasste sie sich intensiv mit der Musik von John Cage und den späten Werken von Morton Feldman. „Ich setze mich seit Jahren aus künstlerischem Aspekt mit dem Thema Zeit auseinander. Bei Performances von extremer Länge wollte ich sehen, was mit mir, dem Raum und dem Körper passiert. Hierin geht es um das Erleben von Zeit, Vergänglichkeit, Vergehen und Neuentstehen, was alles Zeitaspekte sind. Natürlich mit der Geschichte des jeweiligen Lebens verbunden.“ (Interview ZZ 2019)

Der Saxophonist, Klarinettist und Komponist Julien Pontvianne greift zurück auf verschiedene Musiktraditionen – von Renaissance-Messen oder indonesischem Gamelan bis hin zur Musik von Sonic Youth, Paul Motian oder Morton Feldman –, um seine Vision von Langsamkeit zu realisieren. Er beschreitet einen Weg, der von der Ökologie des Klangs von Gérard Grisey oder der Ökologie des Hörens von Salvatore Sciarrino inspiriert ist. Mit Bands wie dem Klarinettenquartett Watt, dem AUM grand ensemble, Kepler oder Abhra lädt er zu einer Art hedonistischem Asketismus, einer mitreißenden Meditation ein. Neben seinen Erkundungen als Leader ist Julien Pontvianne auch Gründungsmitglied des Labels und des Kollektivs Onze Heures Onze, einer der lebendigsten Akteure der neuen Pariser Szene. Er spielt in Bands, die von 20er-Jahre-Swing-Oldies über experimentellen Rock bis hin zu zeitgenössischer Musik reichen. Julien Pontvianne schloss 2009 sein Studium am Pariser Konservatorium CNSMDP mit Auszeichnung ab, gewann zahlreiche Preise und spielte in New York, New-Orleans, Los Angeles, Montreal, China, Japan, Indien, Kolumbien und in ganz Europa.

Angelika Sheridan absolvierte ein klassisches Flötenstudium an der Folkwang Hochschule Essen und erhielt 1990 den Folkwang Preis. Auslandsstudien unternahm sie bei John Heiss und Ran Blake am New England Conservatory Boston. Sie spricht als Flötistin (Bass- und C-Flöte) eine eigene, unverwechselbare Klangsprache. Durch die Kombination herkömmlicher Tonerzeugung mit selbst entwickelten und zeitgenössischen Spieltechniken definiert sie den Klang ihres Instruments neu, jenseits flötistischer Klischees. Sheridan ist international tätig in dem Bereich Neuer und Improvisierter Musik, sie spielt u. a. bei Ensemble Hiatus, Multiple Joyce Orchestra, Insub Meta Orchestra, Ensemble X und auch in intermedialen Zusammenhängen mit Tanz oder Stummfilm. Als Mitglied des Kollektivs impakt (Improvisation und aktuelle Musik) und als Vorstandsmitglied der kgnm (Kölner Gesellschaft für Neue Musik) wirkt sie an der Gestaltung des Konzertlebens im Kölner Umfeld in verschiedenen Netzwerken mit. Sie lebt in Köln und hat dort einen Lehrauftrag für Improvisation, Didaktik und Flöte an der Hochschule für Musik und Tanz.

Burkhard Schlothauer – Seit 1993 zahlreiche Aufführungen der Kompositionen bei Festivals und Konzertreihen in Deutschland (Klub Katarakt im Kampnagel Hamburg, Akademie der Künste Berlin, Kunstraum Düsseldorf, Cage Festival im Stadthaus Ulm, Alte Feuerwache Köln, BKA Berlin, Volksbühne Berlin, Klangzeit Münster, TAM/Krefeld im Rahmen des Niederrheinischen Herbsts), Frankreich (Festival GMne Marseille), Schweiz (Moments Musicaux in der Kunsthalle Aarau), Österreich (Wiener Festwochen, Donaufestival Krems), Belgien, Holland (Museum für moderne Kunst Utrecht), USA (CalArts), Großbritannien (BBC Festival Grundelweiser in London), Brasilien (Festival Escutera Rio de Janeiro), Tschechien (Argonfestival Prag), Slowenien, Kroatien (Musikbiennale Zagreb) und andere. Zahlreiche Rundfunk und CD-Aufnahmen der Werke. Mitglied Wandelweiser Komponistenensemble seit 1993, Violinist beim Ensemble Zeitkratzer. Duo mit Ullrich Phillipp (Live-Processing). Konzertreisen nach Brasilien, USA, Österreich, Schweiz, Polen, Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Belgien, Kroatien, Slowakei, Tschechien, Luxemburg, Griechenland, Japan, Schweden, Norwegen u. a. Festivals (Auswahl): Ruhrtriennale, Jazzfest Berlin, Wiener Festwochen, Musikbiennale Zagreb, Humanoise Congress Wiesbaden, MaerzMusik Berlin, Donaufestival Krems, Meteo Mulhouse u. a.

Die Aktivitäten von Ulrich Phillipp konzentrieren sich seit den frühen 1980er-Jahren auf improvisierte und experimentelle Musik sowie Klanginstallationen und Audiokunst. Neben der Entwicklung zahlreicher eigener Spieltechniken begann er damals, das Klangspektrum des Kontrabasses mit liveelektronischen Mitteln zu erweitern. Er arbeitete mit dem SensorLab des Studios für elektro-instrumentale Musik (STEIM) Amsterdam und entwickelte mit der Software MAX/MPS (ircam/cycling74) komplexe Patches zur Klangbearbeitung. Diese kommen sowohl im konzertanten Zusammenhang wie auch bei Klanginstallationen zum Einsatz. Ulrich Phillipp trat in Spielstätten und bei Festivals in fast allen europäischen Ländern, Japan und Mexiko auf. Seine musikalische Arbeit ist auf über 50 CDs bzw. Vinyl dokumentiert. Er realisierte Musiken für Filme und Tanzperformances und arbeitete in medienübergreifenden Projekten mit zahlreichen bildenden Künstler*innen, Tänzer*innen, Schauspieler*innen zusammen. Er schätzt es, sowohl Mitglied in lange arbeitenden Gruppen zu sein als auch in Ad-hoc-Situationen zu spielen.

 

Aufnahme: https://www.youtube.com/watch?v=-9gi5EcvwuY

 

© oben v. li n. re: Pierre Pallez, Niclas Weber; unten v. li n. re: Erika Enders, Gino Dambrowski, Michel Jublou

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